Der SpaS-Blog trifft im letzten vollen Wintermonat der Saison den 45-jährigen allseits bekannten Josef „Sepp“ Bierbaumer. Seines Zeichens seit 10 Jahren Pistenchef der Stuhleck-Bergbahnen und logischerweise begeisterter Skifahrer.
Interview geführt von Marcel Skerget (SpaS-Blog – SpaS)
SpaS-Blog: Lieber Sepp, wie schaut dein idealer Sonntag aus?
Sepp Bierbaumer: Im Sommer länger schlafen, mit der Familie frühstücken, Frühschoppen gehen und den Tag ausklingen lassen. Im Winter ist der Sonntag ein normaler Arbeitstag.
SpaS: Wie viele Mitarbeiter hast du an der Piste?
SB: Insgesamt 18 Personen mit mir, davon sind 8 für die Pistenpräparierung und der Rest für die Beschneiung zuständig. Für die Grundbeschneiung Anfang der Saison arbeiten wir rund um die Uhr. Diese dauert ca. 1 ½ bis 2 Wochen und danach je nach Verhältnissen.
SpaS: Wie ist das Verhältnis im heurigen Winter zwischen Natur- und Maschinenschnee?
SB: 90 % Maschinenschnee und 10 % Naturschnee. Die Saison heuer ging vom 28. November weg und dauert bis 3. April. Durchgehend! Durch die moderne Schneeanlage können wir bei 2 – 3 Grad minus perfekt beschneien.
SpaS: Du bist ja schon länger dabei, was hat sich an der Technik geändert?
SB: Ich bin seit 10 Jahren Pistenchef und beim Lift seit 1994, also seit 22 Jahren.
Wie ich angefangen habe, hatten wir 11 Schneeerzeuger und jetzt haben wir 196 Stück. Die Technik, die Pumpenanlage und die Teiche, es hat sich gewaltig entwickelt. Zu Beginn war es ein kleiner Teich. Mittlerweile sind es 3. Zudem läuft 80 % nur mehr über Computerprogramme. An Anfang war das alles Handarbeit. Die Schneehöhenmessung mittels GPS hilft uns auch ungemein. Dadurch können wir genau schauen, wo wie viel Schnee liegt. Und da können wir gezielt beschneien. Im Winter sieht man es sonst nicht. Der Fahrer sieht genau (Anm. zeigt auf einen Monitor im Pistengerät) in Farbe die Schneehöhe und kann dort hinschieben, wo Schnee gebraucht wird.
SpaS: Wie schaut es momentan aus?
SB: Derzeit schaut es sehr gut aus, Durchschnittswerte vom Berg bis ins Tal von 60 – 100 cm durchgehende Schneedecke. Damit ist der Osterbetrieb gesichert.
SpaS: Eigentlich ja erstaunlich für die Höhe und die Region.
SB: Wettertechnisch bekommen wir vom Adria-Tief wenig ab, wenn dann nur Regen. Vom Norden halten Schneealpe und Rax vieles ab. Wir bekommen meist vom Osten Niederschlag und diese Strömung hat heuer ausgelassen. Einmal im November und einmal im Februar kam Schnee. Deshalb haben wir heuer auch 90% Maschinenschnee und leider nur 10 % Naturschnee.
SpaS: Ihr habt 24 Kilometer Piste zu präparieren. Wann beginnt die Arbeit für die Fahrer?
SB: Beginn ist um 16:00. Da werden die Maschinen getankt, gecheckt und kontrolliert. Und um 16:30 bzw. 16:45 wird ausgefahren und es wird von oben herab bis 23:00 gefahren, je nach eingeteilten Bereich. Bei Beschneiungen oder Neuschnee wird in der Nacht vor Betriebsbeginn gefahren, so gegen 04:00 bis 08:30, um die idealen Bedingungen für die Gäste zu gewährleisten. (Anm. für die perfekten Verhältnisse wurde den Stuhleck-Bergbahnen bereits 5 Mal hintereinander, also seit 2001 das Pistengütesiegel verliehen)
SpaS: Was glaubst du, wie schaut der Berg und das Unternehmen in 10 Jahren aus?
SB: Wir sind so modernisiert eingerichtet, dass nur Kleinigkeiten nachgerüstet werden müssten. Schneemäßig, die Klimaforschungen prophezeien uns zwar anderes, aber ich glaube die nächsten 10-15 Jahre wird es trotzdem noch gut weitergehen. Das hatte man ja früher auch oft, dass schneearme Winter waren. Davon haben die Großeltern schon erzählt von den 40er / 50er Jahren. Bei wenig Schnee sagen viele die Klimaerwärmung. Fällt viel Schnee sagen alle, es kommt eine Gletscherzeit und die Gletscher wachsen wieder. Genau wie das Wetter ist so reden auch die Leute.
SpaS: Wie schaut der Berg aus? Gibt’s Erweiterungen?
SB: Meiner Meinung nach wäre es für uns ideal. Wir würden für die Beschneiung mit einem zusätzlichen Teich wesentlich besser arbeiten können. Im Plan ist es, jedoch hängt es von der wirtschaftlichen Lage ab. So wie zu Beginn des heurigen Winters konnten wir Teile der Pisten nicht in einem Zug beschneien, weil uns das Wasser fehlte. Sonst hätten wir sämtliche Pisten zugleich öffnen können.
SpaS: Die wirtschaftliche Lage ist eben nicht einfach, vor allem als Privater.
SB: Ja so ist es. Hut ab vor diesem Risiko Jahr für Jahr. Das durchzuziehen ist eine Leistung, ohne öffentliche Zuschüsse, wie es vielerorts der Fall ist. Die Leute müssen egal wie viel Schnee liegt und wie viele Gäste kommen bezahlt werden. Der Arbeiter braucht auch sein Geld. Diese Fixkosten hat man einfach. Ein Beispiel: Ein Kubikmeter Schnee kostet uns 3 €, bei 600.000 Kubikmeter, die wir im Durchschnitt pro Jahr brauchen, kann man sich ausrechnen, was allein dieser Bereich kostet. Wenn man weiß, wie die knapp 40 € Tageskartenpreise entstehen, ärgert man sich auch weniger. Immerhin werden im Winter ca. 140 Personen beschäftigt und so bekommt man einen anderen Blick darauf.
SpaS: Eine eher umstrittene Frage ist die Wertigkeit im Ort? Du bist doch viel unterwegs. Mit Leuten die vom Lift abhängig sind, aber auch wenig damit zu tun haben. Wie siehst du die provokant formuliert „heilige Kuh“ im Ort?
SB: Naja es ist so. Es kommt drauf an ob die Leute was vom Lift haben oder nicht. Der WSV zum Beispiel lobt den Lift, die haben einen guten Kontakt zum Lift, aufgrund der Rennen. Es gibt aber auch Leute, die haben nichts mit dem Lift zu tun. Die wollen ihn nicht. Die, die etwas davon haben, ob Fremdenzimmer oder Gasthaus, die hängen ja direkt oder indirekt davon ab. Ich höre wenig Negatives, zum Teil schon auch aber meistens positive Sachen.
SpaS: Also sind die Spitaler glücklich, dass sie den Stuhleck haben?
SB: Ja, grundlegend schon. Man muss den Kreislauf sehen. Es lebt ja die ganze Region davon. Es verdient nicht nur der Herr Girardoni (Anm. Geschäftsführer der Stuhleck Bergbahnen) dabei, sondern auch der Fleischer, die Gasthäuser und Kaffeehäuser. Ohne Winter würde die Lage anders aussehen, obwohl, dass viele mittlerweile die Jause selber einpacken, aber manche haben es eben heute nicht mehr so dick. Bei der Karte mag man schwer aus, aber beim Essen kann man von zu Hause was mitnehmen. Da haben sich die Zeiten schon geändert.
SpaS: Thema: Skitourengeher. Wie stehst du dazu?
SB: Meiner Meinung nach sollte der Tourenskigeher im Waldbereich aufsteigen, die Natur genießen über einen Weg, wie zum Beispiel Kaltenbach über das Lechner Haus hinauf. Das ist für mich Tourengehen. Ich stehe daher nicht gut zu denen, die über die „Einbahn-Piste” hinaufgehen. Der zahlende Gast soll dadurch nicht behindert werden bei der Abfahrt. Heuer zu Beginn hatten wir die Situation, dass wir, aufgrund der extremen Anzahl, ein Aufstiegverbot machen mussten. Dadurch ist die Zahl deutlich gesunken. Runterfahren kann man ja über die Piste, aber nur tagsüber natürlich. Wir müssen dem zahlenden Gast gewährleisten, dass er sicher abfahren kann und wenn einem jemand entgegen kommt, können Unfälle passieren. Da ist die Haftungsfrage immer zu stellen. Vor allem in der Nacht, vor allem bei Präparierungen mit der Seilwinde, die im Schnee oft liegt und dann ausschlagen kann, entstehen Gefahren, die viele nicht sehen oder sehen wollen.
SpaS: Was macht den Stuhleck so einzigartig, sodass auch sehr viele junge Sportler kommen?
SB: Die breiten Pisten, es ist nicht zu steil aber auch nicht zu flach. Für Familien ist es ideal. Die Funparks ziehen auch sehr viele junge Leute an. Und eben die Lage, durch die Autobahn, die wir haben, und das haben wir sehr stark gespürt. Es kommen viele Gäste aus dem Osten. Eine ¾ Stunde von Wien und knapp eine Stunde aus Ungarn zum Beispiel. Das wertet das Stuhleck schon auf. Eben nah genug für jeden freien Tag.
SpaS: Gut Platzierte Werbung Sepp 😉 Du kennst andere Skigebiete auch. Wie siehst du den Angebotsvergleich mit den Gastronomiebetrieben?
SB: Ich finde gut, dass es abwechslungsreich ist bei uns. Schwaigerhütte ist eine urige Almhütte, die haben sich auf Suppen, Brote oder Mehlspeisen ausgerichtet. Beim Füzi (Anm. Gasthaus Friedrichhütte – Fam. Filzwieser) haben wir das Restaurant mit Selbstbedienung, das ist sowohl urig als auch modern und lädt zum Sitzenbleiben ein. Und am W11 ist eben alles komplett modern und neu. Und das ist gut, dass nicht jeder das gleiche macht und auch nicht das gleiche ausschenkt. Jeder hat seine Spezialitäten.
SpaS: Was fehlt ist das Abendgeschäft. Das Aprés Ski. Ausgenommen vom Iglu natürlich.
SB: Ja, das Aprés Ski ist bei uns kein Thema, weil wir auf Tagestourismus setzen. Man merkt schon, wenn viele Busse da sind beim Iglu oder auch Metzler, aber ansonsten würde sich eine Ausweitung des Angebots nicht rentieren. Das ist zu wenig. Dafür fehlen uns auch die Unterkünfte.
SpaS: Mit wem würdest du denn gern Skifahren gehen? Mit wem würdest du einen Tag auf der Piste verbringen ?
SB: Am liebsten gehe ich mit meiner Frau und meinen Kindern. Heuer waren wir schon 2 Mal Skifahren. Viel öfter geht es leider schwer.
SpaS: Du bist ja ein Ur-Spitaler. Ein abschließender Satz?
SB: Ich möchte Spital niemals verlassen. Ich kann mir nicht vorstellen, wo anders zu wohnen. Es ist ein Luxus, dass ich quasi vor der Haustür arbeiten kann. Auch die Freunde, die Familie. Alles hier.
Ich bin eben ein eingefleischter Spitaler. Ich kann mir nichts anderes wünschen. Ich habe ein großes Glück und wenn es gesundheitlich irgendwie geht, möchte ich bis zur Pension Pistenchef bleiben. Mein absoluter Traumjob.
SpaS: Danke für das Interview Sepp.
No Comments