Spitaler des Monats

„Kirche ist mehr als nur der Besuch am Sonntag“

Die 47-jährige Pastoralassistentin Michaela Fetz (seit September 2015 in Spital am Semmering) stellt sich vor und ist unsere erste Spitalerin des Monats. In ihrer Freizeit macht die Oststeirerin gerne: Skifahren, Lesen, Thermebesuche, Karten spielen (Preferanzen, Kanastern) und ihre Lieblingsspeise ist Pizza.

Interview geführt von Marcel Skerget (SpaS-Blog – SB)

SpaS Blog: Wie schaut bei dir ein klassischer Sonntag aus?

Michaela Fetz: Er beginnt idealerweise mit einer Spätmesse um 10:15. Danach fahre ich in die Oststeiermark – in meine Heimat – und verbringe dort viel Zeit mit meinen Freunden, spiele Karten mit ihnen und genieße den Tag.

SB: Deine Heimat hast du ja schon angesprochen: Wo kommst du her? Was zeichnet deine Heimat aus?

MF: Ich stamme aus St. Johann bei Herberstein. Dort war ich jetzt auch 11 Jahre lang Pastoralassistentin. Die Obersteiermark hat mich durchaus gereizt, da ich auch schon in Leoben tätig war, wo ich unter anderem Hannes Brandl (Pastoralassistent Hönigsberg) kennengelernt habe, der mich nach Bekanntwerden von Maria Lambrechts Pensionierung gefragt hat, ob ich nicht in die Gemeinde kommen möchte. Wir Oststeirer sind wie unsere Landschaft: Hügelig, geschwungen und wenn man oben ist, kann man nicht anstehen, man hat immer 2-3 Wege wieder nach unten. Die Obersteiermark ist direkter und ehrlicher.

SB: Du hast ja ein Erbe angetreten, welches nicht leicht war. Maria Lambrecht (langjährige Pastoralassistentin von Spital) ging in Pension und du bist ihr nachgefolgt. Bist du schon in ihre Fußstapfen getreten? Wie geht’s dir damit?

MF: Also die Maria kenne ich sehr gut, sie war in Wien meine Ausbildnerin und auch Wohnheimleiterin. Wir kennen uns eigentlich schon seit 1989. Seither haben sich unsere Lebenswege häufig gekreuzt. Wir trafen uns regelmäßig alle 2 Monate und ich habe auch des Öfteren in Spital übernachtet. Meist Montags, deshalb wurde auch nicht viel von mir wahr genommen.

Mir geht es nicht schlecht damit, die Nachfolgerin von Maria zu sein. Immerhin habe ich schon einmal ihre Nachfolge angetreten, als Wohnheimleiterin in Wien.

Die Menschen die mich kennen wissen, dass wir schon sehr verschieden sind. Ich könnte und möchte sie ja auch nicht kopieren. In manchen Situationen habe ich sicherlich schon Spitaler enttäuscht, aber ich denke, das ist bei jeder Nachfolge so. Von dem her versuche, ist nicht in ihre Fußstapfen zu treten, sondern meinen eigenen Weg zu gehen.

SB: Anfang Jänner fand die Sternsinger-Sammlung in unserer Gemeinde statt. Wie warst du daran beteiligt und welche Geschichten kannst du uns darüber erzählen?

MF: Ich habe die Organisation übernommen. Dank der Hilfe von der Pfarre Mürzzuschlag und 2 Gruppen, welche die Grenzgebiete zu Mürzzuschlag übernommen haben, konnten wir das doch große Gemeindegebiet abdecken. Auch von erwachsenen Sternsingern kam Unterstützung.

SB: Würdest du also sagen, dass auch Erwachsene eine Sternsingergruppe zusammenstellen und für die Aktion sammeln könnten?

MF: Ja dieser Aufruf gilt sehr wohl auch für Erwachsene, dies wird auch in Zukunft sicherlich notwendiger werden. Worauf ich stolz bin ist, dass wir das zweite Mal an der 6.000€ Marke gekratzt haben, in nur 5 Tagen, in denen die Kinder und Erwachsenen unterwegs waren.

SB: Hast du dich schon in die Gemeinde und in die Pfarre eingelebt? Wie geht’s dir mit der „Eingemeindung“?

MF: Ja, ich habe ja auch schon Stammtischrunden absolviert, bin viel unterwegs und ich erlebe, dass mich wesentlich mehr Menschen kennen als umgekehrt. Zumindest das Gesicht ist durch das Pfarrblatt oder entfernte Begegnungen bekannt. Ich muss dann halt oft nachfragen: „Wer sind sie?“ Da tu ich mir schwerer, weil ich viel mehr Leute kennenlernen muss, als es umgekehrt der Fall ist. Durch die Krankenhausseelsorge, die ich auch 2 Tage in der Woche mache, kennen mich auch einige Einheimische schon. Ich versuche so gut es geht auch Veranstaltungen zu besuchen, um bekannter zu werden.

SB: Welchen Stellenwert hat aus deiner Sicht die Kirche im Gemeindeleben der Pfarre Spital am Semmering?

MF: Das traue ich mich wirklich nicht genau zu sagen. Manches Mal – siehe Erntedankfest – hat die Kirche einen sehr hohen Wert. Wenn ich mir auf der anderen Seite den Sonntagskirchenbesuch anschaue, neige ich schon dazu zu sagen, dass der Stellenwert kaum vorhanden ist. Die Zahl der Kirchenbesucher ist in der Oststeiermark sicher noch höher, aber dennoch brechen dort auch Traditionen ein. Trotzdem ist Kirche mehr als nur der Besuch am Sonntag, und diesen Einsatz für die Kirche vor Ort hier in Spital gibt es  in sehr vielen verschiedenen Bereichen. 

SB: Hättest du ein Patentrezept um die Kirche attraktiver zu machen?

MF: Ich werde mit Sicherheit Versuche starten, vor allem im Kinder- und Jugendbereich. Wir möchten mit den Ministranten auf Ministrantenlager fahren. In Stubenberg hatten wir in den letzten 10 Jahren ein Musical, welches mit den Kindern und Jugendlichen aus dem Pfarrverband aufgeführt wurde. Man müsste dies anpassen, aber ich denke das wäre ein Weg, um die Kirche zu beleben. Wichtig ist, dass man als Kirche punktuell Aktionen in der Gemeinde setzt und weiterhin an bestehenden Traditionen, wie dem Pfarrfest, festhält. Ich kann mir auch vorstellen, alle 3 Monate eine Jugendmesse mit Schlagzeug, Saxofon etc. zu machen, die von Jugendlichen für Jugendliche gestaltet wird.

SB: Generell der Zugang zur Jugend von Seiten der Kirche? Mit einer katholischen Lehre kann man keinen bzw. wenige Jugendliche begeistern.

MF: Punktuell funktioniert es sehr gut. Wie man an den Weltjugendtagen sieht oder an den Reisen der Katholischen Jugend oder bei den 72 Stunden ohne Kompromiss.

Papst Franziskus setzt auf die Ortskirchen, wo die Basisarbeit passiert. Dezentral hat die Ortskirche wesentlich mehr Verantwortung in der Gesellschaft und hat mehr Einfluss. Das was Papst Franziskus gerade aufbricht ist sicherlich ein Schritt in die richtige Richtung. Und weil sie ihn zum Teil auch wegen seiner flapsigen Ausdrucksweise zerrissen haben in den Medien: Warum denn nicht als Papst? Klar, nach dem Theologen Ratzinger ist es schwierig, aber er hat das Beste daraus gemacht, ganz anders zu sein.

SB: Abschließende persönliche Frage – mit wem würdest du gern mal Skifahren gehen? Und möglicherweise auch einen Einkehrschwung wagen?

Ich war jetzt 10 Jahre nicht Ski fahren, erst seit ich in Spital bin, habe ich mich wieder auf Skier gewagt. Es ist eine sehr schwere Frage, wahrscheinlich mit guten Freunden. Ski fahren ist für mich einfach Freizeit pur, da kann ich so fahren wie ich möchte und das genieße ich. Ich bin sehr viel unter Menschen und deshalb ist es manchmal auch schön diese Zeit für mich zu haben.

SB: Dein Motto?

MF: Ich liebe und lebe geborgen und frei.

SB: Das kam jetzt wie aus der Pistole geschossen. Danke für das Interview!

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