Wissenswertes

„Wir möchten die Waldbahn wieder in Erinnerung rufen“

Von 1899 bis 1958 verkehrte zwischen Rettenegg und Steinhaus eine Waldbahn für den Holztransport, Heimo Stadlbauer und Hans Matscheko präsentierten jüngst ein Buch über deren Geschichte.

Mehr als 15 Jahre arbeiteten der Mürzzuschlager Hans Matscheko und der Grazer Heimo Stadlbauer an ihrem Buch über die Waldbahn Frauenwald, die von 1899 bis 1958 zwischen Steinhaus am Semmering und Rettenegg verkehrte. Der ehemalige Gymnasialprofessor für Geschichte und Deutsch Hans Matscheko hielt bereits in den 1990er-Jahren Vorträge über die Waldbahn. „Meine Mutter war bei einem dieser Vorträge und berichtete mir, dass ihr Opa Roman Tichy der Planer und Erbauer dieser Bahn war, dies weckte mein Interesse“, erzählt der gebürtige Mürzzuschlager Heimo Stadlbauer, der Matscheko bereits aus frühesten Kindertagen kennt. „So haben wir eben irgendwie wieder zusammengefunden und 2006 gestalteten wir gemeinsam eine Ausstellung über diese Waldbahn in Spital am Semmering. Dies war das Ergebnis eines Schulprojektes der Volksschule und zugleich der Startpunkt für unser Buch, da es bisher nur Erwähnungen in anderen Büchern und kein eigenes Schriftstück über die Bahn gab“, erzählt Matscheko.

Das Ziel war der Steinhauser Bahnhof mit dem Anschluss an die Südbahn. Auf dem 1958 auf-genommenen Bild ist das Steinhauser Viadukt mit der Waldbahnstrecke unten und der Südbahnstrecke oben zu sehen. Transportiert wurde nahezu ausschließlich Holz. / Foto: Alfred Luft

Heimatgeschichte erhalten
Nach unzähligen Besuchen im Landesarchiv in Graz und im Staatsarchiv in Wien, vielen Zeitzeugengesprächen, einigen Erkundungsgängen und jeder Menge zusätzlicher Recherche präsentierten die beiden Autoren jüngst das mehr als 200 Seiten starke Resultat, finanzielle Unterstützung gab es von den Gemeinden Spital und Rettenegg sowie vom Land Steiermark. „Verdienen werden wir logischerweise mit dem Buch nichts, dies ist aber auch nicht der Grund für unsere Arbeit. Wir möchten, dass die oft schon vergessene Waldbahn wieder in Erinnerung gerufen wird. Die Alten erinnern sich gerne zurück und die Jungen können vieles über die Geschichte ihrer Heimat erfahren“, sagen die beiden Autoren. „Das Buch bietet einen hervorragenden Überblick über die Historie der Bahn und trägt dazu bei, die Geschichte unserer Heimat lebendig zu erhalten“, sagt Landeshauptmann Hermann Schützenhöfer im Vorwort des Buches. „Die Bahn, die ja eine der längsten und bedeutendsten österreichischen Waldbahnen war und immerhin über 50 Jahre die Lebensgrundlage für die hier lebende Bevölkerung bildete, wurde so auch zu einem Stück Geschichte unserer Heimat“, schreibt Retteneggs Bürgermeister Johann Ziegerhofer. Sein Amtskollege Reinhard Reisinger aus Spital am Semmering sagt: „Das Buch dokumentiert in anschaulicher Art und Weise die geschichtliche Entwicklung dieser Waldbahn und das Leben der Menschen.“ Geplante Buchpräsentationen und Vorträge über die Waldbahn konnten natürlich noch nicht stattfinden und sollen, so bald es wieder möglich ist, über die Bühne gehen.

1958 wurde die Waldbahn zwischen Rettenegg und Steinhaus aufgelassen, hier eines der letzten Bilder, auf dem die bereits abgebauten Gleise auf dem letzten Teil der Strecke transportiert werden. / Foto: Helmut Portele

Fünf Teilstücke
Der Holztransport aus den Wäldern von Graf Karl Lanckoro’nski-Brezie (1848-1933) aus dem oberen Feistritztal zur Südbahnstrecke gestaltete sich Ende der 1890er-Jahre sehr schwierig, daher startete der Graf 1899 mit Bauleiter Roman Tichy die Errichtung der Lankoro´nski’schen Waldbahn Frauenwald. 1910 begann die Umstellung von Pferde- auf Dampfbetrieb, ehe rund um 1917 die Fertigstellung der 22 Ki-
lometer langen Strecke erfolgte. Sie bestand aus fünf Teilstrecken, vom Feistritztal ging es über den Feistritztalaufzug hinauf auf die Sattelstrecke und über die Bremsbergstrecke hinunter in das Fröschnitztal. Auf drei der fünf Teilstrecken (im Fröschnitztal, auf der Sattelstrecke und im Feistritztal) wurde der Transport mit Dampflokomotiven abgewickelt. Vom Feistritztal auf den Feistritzsattel gab es einen mit Wasserkraft betriebenen Aufzug, der auf einer Länge von rund 680 Metern etwa 160 Höhenmeter schaffte. Nach der rund drei Kilometer langen Sattelstrecke ging es dann rund 230 Höhenmeter auf einer Länge von 820 Metern hinunter ins Fröschnitztal und weiter bis zum Bahnhof Steinhaus, wo dann das im Sägewerk erzeugte Holz auf die Südbahn verladen wurde. Bis 1958 wurde so das Holz aus dem Feistritztal zur Südbahn transportiert. „Einen offiziellen Personenverkehr gab es nie“, so Matscheko. Einige Zeitzeugen erzählen aber im Buch von ihren Erlebnissen und der einen oder anderen Fahrt mit der Waldbahn.

Autor Heimo Stadlbauer zeigt, dass seine Vorfahren Teil der Geschichte der Waldbahn sind.

Kleine Erinnerungsstücke
Übriggeblieben ist von der Waldbahnstrecke Frauenwald nicht allzuviel. Während auf der Bergstrecke vieles verwachsen ist, so kann man in Steinhaus noch am meisten von der früheren Bahn entdecken. „In Steinhaus lässt sich die Spur noch sehr gut verfolgen, so bildet die alte Trasse unter anderem den heutigen Spazierweg entlang des Schmelzriegels“, erzählt Matscheko. Einige Gebäude wie zum Beispiel das Forsthaus in Steinhaus oder das Heizhaus in Rettenegg stehen noch und werden heute in anderen Funktionen verwendet. Erhältlich ist das Waldbahnbuch um 49 Euro im heimischen Buchhandel sowie über den RMG-Verlag per Mail an info@rmg-verlag.at.

Der Obere Waldbahnweg erinnert noch heute an die historische Strecke.

Related Posts

No Comments

Leave a Reply

Please type the characters of this captcha image in the input box

Bitte die Buchstaben des captcha Bildes im Eingabefeld eintippen

Please type the characters of this captcha image in the input box

Bitte die Buchstaben des captcha Bildes im Eingabefeld eintippen

Diese Website verwendet Akismet, um Spam zu reduzieren. Erfahre mehr darüber, wie deine Kommentardaten verarbeitet werden.