Der 56-jährige Reinhard Reisinger ist der Spitzenkandidat der SPÖ Spital-Steinhaus für die bevorstehende Gemeinderatswahl. Der Gemeindebedienstete ist seit 1990 im Gemeinderat und Bürgermeister der Gemeinde Spital am Semmering.
SpaS-Blog: Du übst nun seit 30 Jahren das Amt des Bürgermeisters aus, da schleicht sich doch schon vielleicht etwas Routine ein. Was würdest du in der Zukunft anders machen als bisher?
Reinhard Reisinger: Grundsätzlich – das sagt man normalerweise von sich selbst nicht – glaube ich nicht, dass ich viel falsch gemacht habe. Was ich vielleicht immer zu wenig gemacht habe, war Öffentlichkeitsarbeit. Den Leuten erzählen, was wir gemacht haben, das war für mich immer zweitrangig. Ich nahm an, dass die Leute eh wissen, was man gemacht hat.
SB: Warum sollten die Bürger wieder Reinhard Reisinger und die SPÖ wählen?
RR: Ich glaube, ich habe in den vergangenen 30 Jahren gezeigt, dass ich es gut kann. Inzwischen ist die Erfahrung dazu gekommen. Es gab unzählige Projekte, die wir in den vergangenen Jahrzehnten verwirklichen konnten und einiges habe ich zukünftig noch vor.
SB: Welche Zukunftsprojekte schweben dir da vor?
RR: Die Nachmittagsbetreuung für unsere Kinder möchten wir aufgrund der großen Nachfrage auf zwei Gruppen erweitern. Wichtig sind auch geförderte und betreubare Mietwohnungen. Für diese Senioren- bzw. Startwohnungen haben wir als Gemeinde bereits ein Grundstück gekauft. Weiters wurde die Försterwiese angekauft, hier sollen Einfamilienhäuser entstehen, jedoch sicher keine für Zweitwohnbesitzer.
SB: Wie verändert der Semmering-Basistunnel unseren Ort? Wo siehst du die positiven Aspekte und wo die negativen?
RR: Der SBT war ein Glücksfall für unsere Gemeinde. Im Zuge der Bauvorhaben haben wir die Wasserversorgung ausgebaut, die wir ohnehin bald sanieren hätten müssen, von den ÖBB gab es dafür drei Millionen Euro. Das hätten wir selber als Gemeinde nicht so leicht gestemmt. Der große Vorteil sind die Kommunalsteuern, die jährlich rund 700.000-800.000 Euro ausmachen. Und ich erwarte mir, dass Spital nach der Fertigstellung als Wohnsitzgemeinde noch attraktiver wird.
SB: Wo siehst du die Probleme?
RR: Die Staub- und Lärmbelastung für die Menschen, die neben oder in der Nähe der Baustelle leben.
SB: Du möchtest Spital als Wohngemeinde positionieren, was kann die Gemeinde dafür tun? Es ist sehr schwer neue Gründe zu erschließen?
RR: Die Bereitstellung von Baugründen ist wichtig. Wir haben im Vorjahr die rund 9000 Quadratmeter große Försterwiese von den Bundesforsten gekauft. Direkt daneben in Richtung Riegelweg gibt es nochmal rund 20.000 Quadratmeter mit rund 30 bis 35 möglichen Baugründen. Das wäre eine Chance, denn in den Städten wird es immer heißer, und da ist unsere Gemeinde mit ihren Temperaturen prädestiniert. Wenn ich nur eine Stunde in die Stadt brauche, kann das schon sehr attraktiv sein.
SB: Wie realistisch ist diese Erweiterung bzw. gibt es da einen Zeitrahmen für die Umsetzung dieser Idee?
RR: Wir haben in der Vergangenheit schon schwierige Verhandlungen mit den Bundesforsten gehabt, für die jetzigen Grundstücke haben wir 15 Jahre gebraucht. Aber ich denke das Verhältnis ist sehr gut und wenn sich zeigt, dass die ersten Gründe angenommen werden, wird das sicherlich positiv sein. Wir werden als Gemeinde die Aufschließungskosten nicht weiterverrechnen, sondern für den Selbstkostenpreis die Grundstücke zur Verfügung stellen.
SB: Was hältst du von deinen beiden Mitstreitern?
RR: Den Helfried Hirsch kenne ich von klein auf, da gab es nie wirklich einen großen Streit. Natürlich gibt es da und dort eine politische Meinungsverschiedenheit, aber ich kenne den Helfried als überaus hilfsbereiten Menschen. Den Hanl Andi kenn ich seit er ein Kind war. Grundsätzlich ist das auch alles was ich dazu sagen möchte.
SB: Wo siehst du die großen Probleme einer kleinen Gemeinde wie Spital?
RR: Einwohnermäßig gebe ich dir recht. Flächenmäßig sind wir eine relativ große Gemeinde mit sehr verstreuten Siedlungen, was nicht unbedingt ein Vorteil ist. Das große Problem sehe ich in der Erhaltung der Infrastruktur und bei der Anbindung an den öffentlichen Verkehr. Das hat man in den vergangenen Jahren gemerkt: Beide Bahnhöfe wurden zugesperrt und die Zugverbindungen minimiert. Für uns als Pendler-Gemeinde ist es nicht einfach zu den Verbindungen zu kommen. In Richtung Semmering und Steinhaus ist es sehr schwer öffentlich zu kommen, da wurde uns einiges gekürzt. Wir haben versucht etwas für die Bevölkerung zustande zu bringen, das leider an den gesetzlichen Vorgaben gescheitert ist. Wir möchten in Zukunft mit Taxigutscheinen den PendlerInnen und auch den Jugendlichen unter die Arme greifen.
SB: Gibt es dafür schon ein Konzept oder konkrete Pläne?
RR: Im Detail ist es natürlich noch nicht ausgearbeitet, bei den Taxigutscheinen gibt es aber zahlreiche Beispiele. Die Nachbargemeinde Mürzzuschlag hat wieder welche eingeführt, bei denen die Gemeinde ihren Beitrag leistet. Da ist man auch viel flexibler als bei einem fixen Fahrplan.
SB: Und noch ein Fakt zum Abschluss des Gesprächs: Prozentual hat Spital steiermarkweit die meisten Zweitwohnbesitzer. Wie siehst du das?
RR: In den 60er-Jahren hat sich die Gemeinde erwartet, dass mit der Erschließung von Siedlungen ein Zuzug passiert. Es kamen aber hauptsächlich Wiener Zweitwohnbesitzer, kaum jemand hat daraufhin seinen Hauptwohnsitz verlegt. Die Wiener machen das schon sehr geschickt, du bekommst zum Beispiel keinen Parkschein. Früher war es so, dass du die Wiener Gebietskrankenkasse verloren hast und damit auch nicht ins AKH gehen konntest. Die jetzige Generation, die die Häuser von ihren Eltern übernommen hat, sieht es eher als Belastung. Die kommen vielleicht drei- bis viermal im Jahr. Ein Haus oder Grund bringt eben Arbeit mit sich, daher stehen auch viele Häuser leer oder zum Verkauf. Wenn ich an unsere Nahversorger denke: Die Zweitwohnbesitzer bringen ihren Einkauf fürs Wochenende mit, nur einpaar Kleinigkeiten werden bei uns gekauft. Das positive ist zumindest in der Steiermark, dass eine Ferienwohnungsabgabe eingehoben werden kann. Damit erhält die Gemeinde zumindest einen Bruchteil des Aufwandes für die Erhaltung der Infrastruktur.
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